AMEISEN, FRISCHES OBST UND GELASSENHEIT

Indien. Dieses Land ist mir bisher nur aus Filmen wie z.B. „Slumdog Millionair“ bekannt gewesen. Es soll große Armut dort herrschen und die Menschen leben zwischen Müll und Ungeziefer. Zugegeben, dass ist jetzt etwas drastisch ausgedrückt. Trotz Allem sind die Lebensstandards eben anders. Wir Europäer:innen vielleicht auch im speziellen die Deutschen haben schon sehr hohe Ansprüche was diese Thematik angeht und ich kann von mir nicht behaupten, dass ich mit dem einen oder anderen mulmigen Gefühl in den Flieger nach Indien gestiegen bin. Moskitos, die einen in der Nacht zerstechen und dafür sorgen, dass ich mit einer Gehirnhautentzündung im Krankenhaus lande. Wilde Affen und Straßenhunde die mich mit Tollwut infizieren. Dreckiges Wasser. Unhygienische Zustände. Keine richtigen sanitären Anlagen. Pffffff. Nichts davon ist wirklich so eingetreten wie ich es mir vorgestellt hatte. Sei gespannt auf einen Bericht voller Lebensfreude, Achtsamkeit und Erkenntnissen über Ashtanga Yoga. 

Das Yoga Retreat Center „Purple Valley“ liegt im Norden Goa’s im Stadtteil Assagao. Dort bin ich mit meiner Yogini-Kollegin Mara für die nächsten zwei Wochen in einem Zimmer untergebracht. Wir haben uns für das Retreat „Deepen Your Sadhana“ mit David Robson und Jelena Vesic angemeldet. Jelena und David gehören zu den bekanntesten Ashtangis weltweit und betreiben das größte Ashtanga Yoga Zentrum (Ashtanga Yoga Centre of Toronto) in Kanada. Sadhana ist Sanskrit und bedeutet so viel wie „Übungsweg“. Wir wollen also unseren Yogaweg vertiefen und Inspiration in der Lehre von David und Jelena finden. Gleich zu Beginn wurde mitgeteilt, dass sich die ganze Lehre der beiden auf der tief verwurzelte Tradition von Pathabi Jois aufbaut und manche Dinge nicht hinterfragt, sondern einfach ausgeführt werden, weil R. Sharat Jois dies in Mysore (Stadt in Südindien) so lehrt. Es herrscht also ein tiefes, großes Vertrauen zwischen Lehrer:in und Schüler:in. Für mich war das teilweise nicht ganz so leicht hinzunehmen, aber trotzdem habe ich mich in den zwei Wochen auf den Unterricht von David und Jelena eingelassen und es auf deren Art und Weise „ausprobiert“. 

Mara und ich wurden im Śavāsana Haus Zimmer 21 untergebracht. Das Gebäude ist in einem tief leuchtenden Ocker gestrichen und besitzt klare aber weiche Kanten, die in weißer Farbe hervorgehoben werden. Miskitonetze hängen über den Betten und werden unter die Matratzen geschoben, sodass man gut und sicher schlafen kann. Das Badezimmer ist mit einem Klo, einer Dusche sowie einem Waschbecken ausgestattet. Beim Betreten des Badezimmers ist uns erst ein mal eine kleine Ameisenstraße aufgefallen. Die kleinen hart arbeitenden 6-Beiner marschierten zwischen dem Badezimmerfenster und dem Waschbeckensockel hin und her. 

Deepen Your Sadhana – vertiefe, festige deinen Übungsweg. Das ist in Goa wirklich möglich. Jeden Morgen um 7 hatten wir eine Mysore-Praxis und konnten so die Āsana-Praxis vertiefen und weiterentwickeln. David und Jelena wurden von Melanie, Rosa, Kat und Monica unterstützt. Wir erhielten Adjustments, Korrekturen und machten zum ersten Mal die Erfahrung, wie es sich anfühlt, mit über 40 Menschen in einem Raum zu praktizieren. Jede:r auf seiner/ihrer eigenen Matte, auf eigene individuelle Art und Weiße. Es war nicht leicht, sich nicht von den Yogapraktiken der anderen ablenken zu lassen, so war die Praxis nicht nur für den Körper eine Herausforderung, sondern auch für den Geist. 

 

To be continued…